Samstag, 30. November 2013

Es war eine dieser unsäglichen Facebookdiskussionen...





und dennoch, wieder einmal mehr gehen mir die Augen auf, auch wenn ich nicht weis, in welchem Stadium der Öffnung sie sich gerade befinden, so merke ich doch zusehends, dass es „heller“ wird um mich und was ich sehe ist bedrohlich finster. 


Wie konnte ich so lange schlafen? Doch, ich weis es, ich weis auch warum ich so lange die Augen verschlossen hielt, mich verbarg vor dieser Welt und deren politisch-gesellschaftlichen Abläufen, ich wäre mental nie und nimmer in der Lage gewesen, all dem zu folgen, geschweige denn, es adäquat zu verarbeiten und schon gar nicht als Künstlerin, also, wartete ich den rechten Zeitpunkt ab, den Tag, an dem ich mich so sicher in meiner Denke verankert hatte, dass ich den Schritt in die klare Kälte draußen wagen kann.

Nun gut, das mit dem Tag nehmt nicht so genau, es war schon ein Prozess über Jahre…


Die Erde erwärmt sich, weil die Menschen erkalten, welch ein Paradoxon. Jetzt könnte jeder einwenden, welch einen Zusammenhang denn diese Behauptung haben sollte. Doch, denkt man länger drüber nach, weis man es. 
Das Klima wandelte sich schon immer, auch ohne den Einfluss des Menschen. Und, was hilft uns dieser Einwand? Er bringt uns keinen Schritt weiter und die Tatsache, dass sich selbst die Wissenschaft über Ursache und Auswirkung einer Erderwärmung nicht einig sind, hilft uns auch nicht, die Katastrophen besser meistern zu können, weder jene, die uns aus der Natur drohen, noch die, die uns gesellschaftlich und sozial das Messer an den Hals setzen. 


Was ist die Ursache des Übels? 
Sie liegt irgendwo tief im Menschen verankert – hier wären die Psychologen gefragt, normalerweise, doch da sehe ich eine Gefahr, ebenso, wie ich eine Gefahr drin sehe zu sagen: „ich fühl mich unwohl, also, gehe ich zum Arzt, der ist zuständig…“.

Verantwortung wegschieben, sich einen Fachmann suchen für die Probleme, die vor unseren Augen auftauchen, wenn wir sie denn überhaupt wahrnehmen wollen. Ja, wie soll so ein armer Mensch seine Krankheit erkennen können, geschweige denn heilen, wenn er sich mit dem eigenen Körper nicht auskennt? Und wer tut das schon? Es wäre jedoch das Mindeste, zu wissen, wie das lebende Ding funktioniert in dem ich da stecke, wie es sich auswirkt, wenn ich ihm etwas antue und was er braucht, damit es ihm besser geht. Selbst zu einer solch einfachen, grundlegenden Verantwortung sind wir nicht in der Lage, brauchen wir Fachleute dazu und erhalten damit einen  riesengroßen Wirtschaftszweig, der sich an unserer Dummheit und Naivität dumm und dusselig verdient. 
(Ernsthaft erkrankte Menschen schließe ich natürlich aus!)

Ähnlich verständnislos stehen wir dem Geschehen um uns herum gegenüber. 


Doch, da gibt es Menschen, die sich engagieren, politisch, gesellschaftlich und vielleicht auch wirtschaftlich, denen möchte ich nicht unrecht tun. Ich kenne doch viele, die einen großen Teil ihrer Zeit einer guten Sache widmen und versuchen, Einfluss zu nehmen. Dennoch hinterfrage ich, tun sie es wirklich oder macht es nur so den Anschein? Wie konsequent sind diese Menschen tatsächlich und wie gutgläubig und naiv bin ich selbst? Ich weis zu gut, wie gerne ich meinem Wunschdenken über eine bessere Welt verfalle und in jedem, der ein wenig Interesse an einem anderen zeigt, einen selbstlosen Wohltäter sehen möchte. Also, Scheuklappen weg und den Betrachtungsrahmen etwas erweitern… Was sehe ich? Menschen, die nach Sinn suchen für ihr eigenes Leben, so wie ich, die sich nicht vorwerfen möchten, sie hätten nichts getan, die eine Möglichkeit sehen, ihre Ideale mit einem Broterwerb zu verbinden, was ja nur zu verständlich ist. Und da hakt es schon. 
Was wollen wir denn wirklich? Genau das, was jedes andere Tier auch will, überleben und das möglichst gut und sicher um die eigene Art zu erhalten, also, sind wir uns selbst die Nächsten. Alles andere sind doch exotisch anmutende Blüten, mit denen wir belebende Bilder in eine trist scheinende Welt zu malen versuchen. Gedankenkonstrukte, an die wir uns halten um eine Orientierung in diesem unüberschaubar vielfältigen Angebot von Lebensformen zu behalten.


Um zu überleben gibt es eine Menge unterschiedlicher Strategien. Eine sehr starke und wirkungsvolle ist Besitz und damit Macht und Einfluss. Will ein Einzelner oder eine kleine Gruppe Gleichgesinnter Macht und Einfluss ausüben, braucht er/sie sehr viel Besitz. Dem gegenüber steht eine riesige Menge von Menschen, die nur sehr wenig bis gar keinen Besitz haben. Die Menge ist so groß, dass sie durch ihre Größe den Machtverlust ausgleichen könnte. Tut sie aber nicht, und warum nicht? Weil sie sich ihrer Macht nicht bewusst ist, weil diese Menge von Menschen alle unterschiedlichen Interessen folgen und sich somit nicht auf ein Ziel konzentrieren. Würden sie es nämlich tun, ginge eine gewaltige unüberschaubare Kraft von dieser Menge aus. Tja, und das wissen diese Wenigen mit all dem Besitz an ihrer Seite nur all zu gut. Also, sorgen sie dafür, dass die Interessen des Volkes in die unterschiedlichsten Richtungen laufen und sich bloß nicht auf die eigene Erkenntnis konzentrieren. 

Man hält die Armen weiter Mittellos, raubt ihnen gezielt den Selbstwert und verunsichert sie zusehends damit. Man macht eine Grundsicherung attraktiver  als einen Arbeitsplatz und behält so einen Teil der Gesellschaft dauerhaft in Abhängigkeit. Das Ganze macht man auf eine Art und Weise, dass sie sich das allernötigste an Zerstreuungsmitteln noch leisten können. So hält man sie vor RTL Serien gefangen und beschäftigt ihren Geist mit unsinnigen Emotionalitäten, die sie getrost in ihren Wohnzimmern ausleben können ohne auf den Straßen randalieren zu müssen. Man mergelt sie langsam aber sicher so weit aus, dass sie zu müde werden um den Gedanken an Revolte überhaupt noch denken zu wollen.

Und unterm Strich gesehen kommt das den Staat immer noch billiger, als sich einem unzufriedenen und revoltierenden Volk zu stellen.

Und die anderen, die noch in Arbeit sind? Sie werden zunehmend einem Druck ausgesetzt, der sie ebenso verunsichert und ihnen Angst macht, ihren Job zu verlieren. Und sie haben etwas zu verlieren, dafür hat man vorgesorgt. 

Doppelte Leistung bei einer Bezahlung von der kaum noch ein Mensch würdig leben kann. Leiharbeitsfirmen kamen da gerade recht, helfen sie doch glatt bei der Schaffung des neuen Sklavenstandes. Das beängstigende dabei ist, dass viele diesen Zustand als gegeben und normal hinnehmen, vor allem die junge Generation, die in einen solchen Zustand hineingeboren wird und ihn daher schwer hinterfragen kann. Die einen resignieren und suchen still ihren Platz im System, ein geringer Teil ergibt sich dem Leistungsdruck und versucht sich in Karriere machen, und wenn’s nicht geht, hilft man ein wenig nach, Ratiofarm dankt es uns.

Motivationslosigkeit macht sich breit, Depressionen häufen sich und die Pharmariesen stürzen sich auf das gefundene Fressen welches sie sich selbst servieren. 


Die andere Möglichkeit, ein Volk beschäftigt zu halten und zu lenken ist es, Feindbilder zu schaffen und davon haben wir doch reichlich. Oh, sie kommen vom Osten, vom Süden, von überhall her, und wollen uns das bisschen streitig machen, was wir noch unser Eigen nennen können, und dann die Boote vor Lampedusa, wie schrecklich, aber haben wollen wir sie dann doch nicht. Wir wollen nämlich gar nicht wissen, dass die Armut dieser Menschen etwas mit uns zu tun hat und unserem Wohlstand, den viele von uns Jahrzehnte lang  selbstverständlich genießen durften. 

Nicht zu vergessen, der Große Feind „Terrorismus“, der rechtfertigt weltweite Abhöraktionen und so wagt man es kaum, dem zu widersprechen, oder gar dieses aufdoktierte Bild in Frage zu stellen. Wer will schon schuld sein an einem Terroranschlag?


Thema – Religion, der Islam wird zum willkommenen Feindbild und wir schlucken es, ohne es zu hinterfragen. Moment mal, bevor ich etwas runterschlucke will ich es mir genau ansehen und dann entscheiden, ob ich es mir einverleibe oder nicht. Wie war das denn mit den Christen? Man soll nicht in der Vergangenheit wühlen? Nicht immer so nachtragend sein, das alte endlich mal ruhen lassen? 

Gut, der neue Papst trägt gerade einen Heiligenschein, und ich hoffe zutiefst, dass der auch echt ist und vor allem hell genug, um auch seine umliegenden Genossen zu erleuchten, aber dennoch, ich muss nun mal das Alte hervorholen und betrachten, um mir über die Gegenwart ein vollständigeres Bild machen zu können, meinen Betrachtungsrahmen zu erweitern. Man verzeihe mir bitte meine Eigenständigkeit. 


Doch allmählich wird mir immer klarer an welchen Ecken und Enden ich belogen werde und bei mir drängt sich ein ganz neues Feindbild auf und dieser Feind erhebt sich, wie ein Berg, der aus dem Nebel vor meinen Augen aufersteht, gewaltig, übermächtig, weil er wachsen konnte im Nebel eines schlafenden Bewusstseins. 


Im dritten Reich war das neue Medium Radio und Film ein willkommener Helfer in Bezug auf die Verbreitung von Propaganda und gezielter Meinungsmache. Man konnte ins Mikrofon brüllen, seine Ansichten gezielt formulieren und hoch emotionalisiert dem Zuhörer in die Seele brennen. Und es wirkte. Mit ein paar Zutaten wie Angst und Unsicherheit, Orientierungslosigkeit und Sinnentfremdung brachte man ein riesiges Volk dazu etwas zu akzeptieren und gut zu heißen, was aus nüchterner Sicht betrachtet pure Menschenverachtung war. 


Und, was ist heute? Das Grobzeug von damals hat man ausgefeilt, ihm andere Namen gegeben, auf Hochglanz poliert und mit dem vereisten Lächeln der TV Zeitschriftblondienen per Programm in jedes einzelne Wohnzimmer transportiert. Zum Glück schafft es noch das ein oder andere kritische Wort in die Sendezeiten. Wahrheiten schaffen es höchstens als kabarettistische  Veranstaltung unter Verschlüsselung der Sprache in die Welt oder durch auf ein erträgliches Maß an Frechheit gestampfte Dokumentationen. Wer zu laut schreit wird schlicht weg in Verbannung geschickt. Na, da lob ich mir doch die alte, dünne Zeitung mit der fetten roten Schrift, die mir tagtäglich erklärt, wie wichtig all meine Alltäglichkeiten sind, gepaart mit sensationsheischender Gewalt, untermalt mit den dicken Titten einer üppigen Blondine, die jeden strammen Mann erstarken lässt in selbstbeweihräuchernder Gewissheit, doch ein guter Deutscher zu sein. 


Dieses vom Menschen geschaffene System mutiert allmählich zu meinem Feindbild und ich habe die Befürchtung, dass der Mensch längst die Macht darüber insofern verloren hat, dass er seiner Gier nach Macht und Besitz so dermaßen Tür und Tor geöffnet hat, dass sie nicht mehr zu schließen ist und das Kind längst im Brunnen liegt. Und wo die einen in ihrer Gier gefangen sind, sind es die anderen in ihrer Bequemlichkeit und auf diese Weise lenken wir unsere Arche „Leben“ langsam aber sicher auf ein rasiermesserscharfes Riff.

Ich hoffe nur, ihr wisst, wo eure Rettungsweste hängt!

Fliehen

  Es reißt das Leben Lücken In dein Auffangnetz Unbarmherzig Unvermutet Ohne Vorbereitung Es will halten, es will schützen ...