Sonntag, 30. Januar 2022

Fliehen

 

Es reißt das Leben Lücken

In dein Auffangnetz

Unbarmherzig

Unvermutet

Ohne Vorbereitung

Es will halten, es will schützen

Doch die Wunde ist geschlagen

Ein Wort

Ein Blick

Eine Bitte

Ein Nein

 

Es klirrt ein Bild und fällt zu Boden

Zerschellt zu tausend Scherben

Nichts scheint haltbar

Diffus verschwommen dein Gesicht

Kaum erkennbar

Dennoch da

Wirklichkeit wird jetzt diffus

Und wechselt tausendfach den Raum

Um geisterhaft hinab zu steigen

In ein fernes Nichts

 

Es taucht geträumt

Mit höllischer Geschwindigkeit

hinab in eine kalte Tiefe

Du weinst in deinen stillen Raum

Und legst dich mit

In seinen Tod

Der längst verflossen war

Halt lockert sich

Und Ordnung bricht

Wie mir das Herz in deinen Tränen

 

Es flieht der Mut

In Finsternis

Und hüllt sich ein

In Schweigen.

 

17.12.2021

 

 

 

Tsunami



Gib mir die Wirklichkeit zurück

Sage mir, dass es wahr ist

Was ich sehe

Denn ich habe diese anderen Augen

Diese anderen Ohren

Dieses unbändig liebende Herz

Das nicht schweigen will

Reiche mir einen Stein

Um ihn berühren zu können

Seine Existenz zu fühlen

Zu wissen, dass es wahr ist

Was ich fühle

Ein Sturm zog übers Land

Und er trug meinen Namen

Und mein Herz flog mit ihm

Es rüttelte an deinen Fenstern

Schlug gegen deine Türen

Und verschwand

Zurück ließ er seine Tränen

Die deinen Fuß berühren

Warten – warten

Zeit dehnt sich

Was ist hinter dieser Wand

Ein Tsunami türmt sich hinter mir

Und droht mich zu verschlingen

Bevor ich je bei dir angekommen bin.

 

Erkennen

 

Hörst du mich?

Ich flüstere 

Durch den Raum und durch die Zeit

Unter uns die Wirklichkeit

Es fällt ein Stern, erlischt und du gehst schlafen

Es spiegelt sich die Welt im Morgentau

Und ich erzähle dir von meinen Träumen

Es lässt sich eine Tür nicht schließen

Und ich weiß, dass du mich rufst

Es stirbt ein Schmetterling

Ich fühl dich weinen

Ich lege meine Hand auf deine Wunde

Es lässt der Regen nach

Ein Sturm in meinem Herzen lässt mich innehalten

Und ich weiß du bist ganz nah

Erst wenn alle Wände dieser Welt

Uns zu zerdrücken drohen

Brechen wir sie nieder

Erkennen uns

In Wirklichkeit

Und sehn uns wieder.

Tanzen auf verbrannter Erde

 

Tanzen auf heißem Boden

nichts und niemand sieht zu

hin und wieder

sehe ich rüber

sehe dich tanzen

als wärst du mein Spiegelbild

der Boden reicht weit

und hoch über dem Gefieder der Vögel

weben Fäden unsichtbare Muster

tief unter den Höhlen der Fische

schwelt die rote Glut

dazwischen der Tanz

Wir tanzen die Zeit in den Raum

Dehnen die Wände hinein in die Zeit

Schaffen uns Raum

Im Einvernehmen

Und niemand sieht es

Keiner hört es

Ganz still im Raum hinter allen Dingen

Bahnen wir die Wege zueinander

Ein leises Treten auf der Stelle

Lässt dem Reifen Zeit

Denn nur in unserer Wahrhaftigkeit

Werden wir einander erkennen.

Fliehen

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