Sonntag, 31. August 2014

Der fünfköpfige Schwan


                                                 
Ich erhebe meinen Kelch zu den Wolken
Perlen höre ich fallen und klingen
es singen Worte die regnen
wie Fäden zum spinnen feinster Gewebe.
Sie legen sich nieder auf unruhigem Boden
und glätten die Wogen auf Spiegeln
aufgeworfen von suchenden Fragen.

Es zeichnen allmählich die Spiegel ein Bild
da rührt sich das edle Gefieder des Schwanes
sacht neigt er das erste seiner Häupter
und trinkt aus dem Wasser des Lebens
wieder senkt er ein weiteres Haupt
und nimmt von dem was das erste trank
ein drittes neigt sich hinab und füttert die anderen
das vierte umschlingt die dreie und gibt ihnen Form
und das fünfte besiegelt das Band mit leisem Gesang.

Es neigt der Schwan die fünf Häupter
und singt sein unsterblich Lied
vom Leben und seinen Gesichtern
er zeichnet sein schillerndes Bild
auf den See
verbindet Linien und Farben
vereint sie mit Klang und Zeit
erschafft eine Form des Werdens
und gießt das Vergehen hinein
so wird aus totem das Leben
und zeitlos das ewige Sein

So nimm die Form
benenne sie und stelle
sie auf eine starke Säule
von dieser Warte flimmert sie
ihr Bild auf jene Innenwelt
die sich wahrhaftig
ihrem großen Geiste stellt.

(gewidmet A.W.)





Donnerstag, 28. August 2014

Das Wort




da ist ein Wort
ich gebe ihm Bedeutung
es sagt das Wesentliche
es füllt sich mit Inhalt
ich mache einen Satz daraus
die Bedeutung scheint zu wachsen
die Sätze werden länger
reihen sich aneinander
und erzählen eine Geschichte
sie beschreibt das Wort
und schlägt Kreise
wie ein Stein
auf der Wasseroberfläche
ich fülle Seiten mit Worten
Bücher mit Sätzen und Kapiteln
ich fülle Regale mit Büchern
über mein Wort
und dessen Bedeutung
die anschwillt
und Wellen schlägt
wie das Meerwasser im Sturm
ein Wort
zerteilt in Milliarden Sätze
überflutet das Universum mit Sinn
erschafft das Leben
um erfahren zu werden.

Am Anfang
war das Wort…

Montag, 11. August 2014

Es brennt ein Stein




Ein gewaltiger Stein
vor meinen Händen verharrend

Scheint das zu sein
was auf alle Zeiten
Unveränderbar wie ein ungeschriebenes Gesetz
in meiner Seele klemmt

… und brennt

immer wieder Feuer fängt
und mir sagen will
lass mich brennen
doch Steine brennen nicht
sagt man
und ich glaube nichts mehr
von all dem
was man mir als wahr verkauft.


Der Stein in meiner Brust brennt
glüht und erlischt wieder
um erneut Feuer zu fangen
und es ist dieses Feuer
das mich läutert
mir all meine Angst vor Augen hält
die mich lähmend in den Hinterhalt zwängt
aus dem ich feige agiere.

Das Feuer ruft zum Kampf
gegen die eigenen Mauern im Kopf
brennt Gefängnisstäbe nieder
und zwingt mich zum aufrechten Gang.


Schamhaft stehe ich vor dem Spiegel
er zeigt mir Bilder vergangenen Seins
und ich wende mich ab – von mir
doch es brennt weiter
höhlt allmählich den Stein
um einen Sturm zu entfachen
der mich gnadenlos ins Freie treibt
raus aus dem Versteck
das keine Luft zum atmen lässt
und hinein in mein brennendes Meer.

Die Hölle in mir bricht auf
und ich steige hinab
in der Gewissheit
vom Gelächter des Teufels gegeißelt
diesem doch noch
sein schändliches Maul zu stopfen
und ich schreie bebend vor Kampfeslust
erschüttere erbarmungslos mein Fundament
und stehe aufrecht.

Jetzt
atme ich tief und befreie den Raum
in dem mein geknebeltes Herz

unermüdlich weiter schlägt
und der Stein löst sich auf
verbrennt im Feuer einer Liebe
die keine Ziele erkennt
sondern einzig ihrer selbst willen
in Weißglut den Teufel verzehrt.
 

Nichts kann mich jetzt halten
das Tal der Tränen ist durchschritten
in mir schreit die Welt nach Leben
und ich gebe den Weg frei
vertraue der Hand des Schicksals
und die Meine greift nach ihr
sucht sich Halt
ich wage den Sprung
und hinter mir…

…verglüht ein Stein.












Fliehen

  Es reißt das Leben Lücken In dein Auffangnetz Unbarmherzig Unvermutet Ohne Vorbereitung Es will halten, es will schützen ...