Freitag, 30. Mai 2014

Scherben am Straßenrand



Wind in den Ohren, immer noch weht er, wie jeden Tag
hier in diesen Höhen tobt die Luft und reißt Vermisstes immer wieder ins Blickfeld
die Füße brennen wie die Pfoten einer Katze auf heißem Asphalt
Wunden schmerzen, schnüren mir den Atem ab
Asphaltblume hat den Durchbruch geschafft und sich die Blätter zerrissen
Der Teer ist aufgeweicht in der Hitze des Kampfes
Und ich gehe, gehe immer weiter, den Blick in die Zukunft gerichtet
Und falle, immer wieder in die Löcher der Vergangenheit
Fallgruben öffnen sich heimtückisch und führen mir vor Augen
Wonach ich süchtig bin – sehnsüchtig – nach Vertrautem
Verliere mich darin und fliehe wieder,
nach Halt suchend, der nur mir gehört.

Immer noch gehe ich auf einsamer grauer Straße
Das Land färbt sich rot – kirschrot
Und ich träume von einem weißen Vogel
der hämisch lachend seine Flügel über mir spreizt
und mir den Boden unter den Füßen entreißt.

Doch ich erwache, wieder und wieder,
und erblicke die Scherben am Straßenrand.
Trauernd setze ich mich nieder
Und wieder bleibt das Herz hängen
An den zerbrochenen Flügeln eines Schmetterlings.

Zerstört und zerschlagen lasse ich die Jahre hinter mir, und auch Tage der Hoffnung, einen wie den anderen.
Ich weine um jeden Stein um jedes Wort um jede Berührung,
trauere um alle Gewohnheiten, die irgendwann zu Süchten wurden.
Grausamer Entzug, Woche um Woche und es will kein Ende nehmen.
Die Leere ist gnadenlos und hält mir vor Augen, wie voll ich war von Fremdem, das ich zu meinem Eigenen machte.

Meine Welt ist dunkel, und die Luft klirrend, wie an einem kalten Wintermorgen. Ein Streifen steht am Horizont und verspricht einst ein Licht zu werden. In dieser Kälte überlebt kein Herz, zerbricht jeder liebende Flügelschlag und sei er noch so gut gemeint.
Ich habe die Tore verschlossen, halte alles Leben aus der Gefahrenzone – ich bin die Leere einer steinernen Höhle, blicke zum Horizont und warte.

Februar 2014



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